03
Okt
2019
12:02 PM

Jahres­haupt­ver­samm­lung 2019 in Hannover

Die Jahreshauptversammlung (JHV) startete um 14 Uhr mit dem offiziellen Teil; das Protokoll dazu kann auf Wunsch gerne eingesehen werden. 20 Mitglieder waren anwesend, interaktiv teils sogar per Skype zugeschaltet. Außerdem durften wir einige Gäste begrüßen, die vor Ort die Gelegenheit hatten, Mitglied der DSG zu werden und dies auch nutzten! Mitglied Christa Eschmann hat uns den Gruppenraum in ihrem Wohnprojekt in der Velberstraße in Hannover zur Verfügung gestellt, eine optimale Lokalität, die keine Wünsche offenließ. Erneut danke dafür an Christa!
Die neu entworfenen Flyer der DSG zur Synästhesie allgemein und im Speziellen bei Kindern wurden ausgelegt und gut von den Mitgliedern aufgenommen. Es gab zudem einen Büchertisch und Dr. Angela Meder hatte Bücher zur Synästhesie dabei, die sie an die Mitglieder verschenkte. Auch dafür erneut danke!

Offizieller Teil der Mitgliederversammlung
Während der Mitgliederversammlung

Der ganz aktuell neu gedruckte Newsletter, Ausgabe 1/2019, wurde mitgebracht und an die Anwesenden verteilt. Auch der letzte Newsletter, Ausgabe 1/2018, wurde zur Ansicht ausgelegt. Beide Newsletter sind künstlerisch aufwendig gestaltete Hefte mit umfangreichen Informationen zur Synästhesie und zur DSG und ihren Projekten und werden weiterhin regelmäßig erscheinen. Die Newsletter-Redaktion bittet erneut alle Mitglieder, sich weiterhin zu beteiligen, eigene Ideen und Kunstwerke zu präsentieren oder Gedanken zur Synästhesie zu teilen, auch gerne Alltagsberichte zu senden oder uns auch Erlebnisse mitzuteilen, die unser Leben mit der Synästhesie ausmachen und daher in jedem Falle für alle interessant sind! Wir freuen uns über alle Zusendungen an newsletter@synaesthesie.org!

Im Anschluss an den offiziellen Teil folgte ab 16 Uhr der inoffizielle Teil, bei dem wir dieses Jahr Gelegenheit hatten, eine bunte Mischung auf Wissenschaft, Malerei, Tanzdarbietung, Präsentationen individueller Synästhesie-Ausprägungen und zum Abschluss eine Klangmeditation erleben zu dürfen.

Die hellen, großzügigen Räumlichkeiten in der Velberstraße boten die Möglichkeit, Bilder auszustellen, was Mitglied Christian Deutschmann nutzte, um uns einen kleinen Teil seiner Werke zu präsentieren, die einen Einblick in seine beeindruckende künstlerische Welt erlauben. Christian malt seit jeher und stellt seine Bilder in ganz Deutschland aus. Wir hoffen, ihn auch im nächsten Jahr für die JHV 2020 zu gewinnen, um uns weitere Bilder zu zeigen, vielleicht auch in einem etwas größeren Rahmen, was seiner Kunst besser gerecht wird.

Christian Deutschmann
„Revolution“ [Beatles], Christian Deutschmann, 2010. Öl, Sand auf Leinwand.

Leider war Mitglied Dr. Markus Zedler von der MHH in Hannover verhindert, hatte uns im Vorfeld aber eine Übersicht über die aktuelle Forschung zur Synästhesie zugeschickt, die von Martin Schmiederer zusammengefasst und vorgetragen wurde. Der originale Text von Dr. Zedler wird allen Mitgliedern per Mail zugesandt.

Danach durften wir fasziniert der Darstellung von Molly Holst lauschen, die ihre inneren synästhetischen Welten durch Skizzen und eine sehr anschauliche Darstellung präsentierte. Die Wahrnehmung der äußeren Welt, aber auch des eigenen Körpers, ruft in Molly (wie in vielen Synästhetikern) eine visuelle und haptische Repräsentation in der inneren Wahrnehmung hervor, die sie mit großem Geschick graphisch darstellen und uns so als wunderschöne bunte Skizzen zeigen konnte.

Molly Holst
Mollys synästhetische Wahrnehmung

Ein Teil von Mollys synästhetischer Wahrnehmung findet in einem inneren Quader statt, der sich in Anlehnung an äußere Einflüsse verformen kann, unterschiedliche Farben annimmt und gefüllt wird mit Ziffern und Formen, die abhängig davon entstehen, welche Gefühle mit den Wahrnehmungen verbunden sind und sich individuell bei jeder Person mit der Molly zu tun hat unterscheiden.

Danach stellte Stephanie Scheubeck ihre Tanzprojekte vor, bei denen sie mit Klang, Licht, Farbe und Bewegung ihre synästhetischen Wahrnehmungen künstlerisch darstellt:

Stephanie forscht zudem zu Tanz, Embodiment und Synästhesie, ihren Artikel Colours on the surface of my body in motion: The relationship between synaesthesia and dance improvisation hat sie erst kürzlich veröffentlicht. Auf sehr kreative Weise hat Stephanie uns ihre Arbeit nahegebracht und die Gruppe dann interaktiv mit eingebunden, sodass jeder seine synästhetische Wahrnehmung zu einem Musikstück sowohl graphisch als auch tänzerisch darstellen konnte. Leider war nicht die Zeit, sich dieser faszinierenden Darstellung intensiver zu widmen. Interessanterweise wurde hier jedoch auch wieder einmal deutlich, wie unterschiedlich und individuell die synästhetischen Wahrnehmungen auf einen Reiz (hier eine bestimmte Musik) sind! Fast alle Bilder, die wir nach dem Hören des kurzen Musikstücks skizierten, unterschieden sich deutlich! Jeder hatte ein anderes Bild vor Augen! Stephanie forscht weiter, unterrichtet in Deutschland und England und plant weitere Projekte zum Beispiel diesen Monat in Berlin (Termine auf www.soundandcolourproduction.com).

Danach erlaubte es die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht mehr, auch die Darstellung der Tanzprojekte von Gabriela Ernst in aller Ausführlichkeit kennen zu lernen. Sie gab uns aber einen hochinteressanten kurzen Einblick, in ihre künstlerische Tätigkeit als Tanzpädagogin, bei der sie Musik mit synästhetischer Wahrnehmung verknüpft und tänzerisch darstellt. Gabriela ist weiterhin sehr aktiv auch in anderen pädagogischen Projekten und berichtete uns über Ausschnitte ihres Lebens, die – wie bei vielen von uns- auch geprägt waren von einem gewissen Unverständnis, der Kunst und der Synästhesie gegenüber. Deutlich wurde aber auch, dass Synästhetiker oft über eine besondere Widerstandskraft und Lebensfreude verfügen, die auch in schwierigen Lebensphasen weiterhelfen.

Gabriela Ernst
Präsentation von Gabriela Ernst

Zum Abschluss des Nachmittags gönnte uns Gastgeberin Christa Eschmann eine Klangmediation der Stille, die nach einem so gefüllten und wahrnehmungsintensiven Nachmittag wohltuend für alle Sinne war und einen würdigen Abschluss dieser JHV darstellte. Es entstand durch ihre musikalische Untermalung von Stille und Dunkelheit eine sehr entspannte, gemeinsame Wahrnehmung im Raum, bei der wieder einmal deutlich wurde, wie intensiv die Wahrnehmungen von Synästhetikern sein können und das Gefühl aufkam, dass es etwas gibt, was uns verbindet.

Es hätte viel mehr Zeit sein müssen, alle diese großartigen Künstler und ihre Projekte umfänglich zu würdigen, so blieb oft nur ein kurzer Einblick und doch die Hoffnung, mit der Zeit einen größeren Rahmen zu finden und perspektivisch größere Darbietungen und Ausstellungen zu organisieren. So entstand auch die Idee, die nächste JHV auf 2-3 Tage zu verlängern und mit einer Ausstellung, auch für ein größeres Publikum, zu verbinden. Alle Mitglieder sind herzlich aufgefordert, Ideen dazu mitzuteilen, die nächste JHV (Plan: 10.10.2020 in München) noch großartiger zu gestalten!

Als Abschluss eines tollen Tages trafen sich noch einige Mitglieder zum Abendessen im „Kleinen Museum“, wo Christa einen Tisch für uns reserviert hat. So konnten bei einem sehr leckeren Essen die Eindrücke dieses Tages verarbeitet und besprochen und neue Pläne geschmiedet werden.

Gemütlicher Ausklang
Gemütlicher Ausklang

Voller neuer Eindrücke und hochzufrieden, so viele wunderbare Menschen (wieder-)getroffen zu haben, freuen wir uns nun schon auf das kommende Jahr und alle weiteren Projekte der DSG!


Caroline Beier


Fotos:
Matthias Waldeck,
Angela Meder (Ausklang),
Christian Deutschmann („Revolution“)



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