FAQ

Hier finden Sie Antworten auf die Fragen, die uns am häufigsten gestellt werden. Ihre Frage ist nicht dabei? Dann setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.


Fragen zur Synästhesie allgemein
Wie bekommt man Synästhesie?

Die Befähigung zur Synästhesie ist angeboren. Die genuine Form der Synästhesie entsteht vermutlich dadurch, dass die kindliche „Panästhesie“, also die Fähigkeit von Kleinkindern, Ereignisse „multi-sinnlich“ zu erleben, nicht ganz aufgegeben wird. Man geht davon aus, dass bei Synästhetikern die vorhandenen Verbindungen zwischen den Sinneskanälen bestehen bleiben.

Was allerdings häufig vorkommt, ist, daß sich Synästhetiker erst im (späteren) Verlauf ihres Lebens ihrer besonderen Wahrnehmung bewusst werden.

Kann man beeinflussen, ob man Synästhesie bekommt oder nicht?

Nein, das ist nach dem jetzigen Wissensstand nicht möglich; man hat keinen Einfluss darauf, die Befähigung für genuine Synästhesie zu bekommen.

Allerdings scheint die Befähigung zur Synästhesie vererbbar zu sein: Bei einer Studie des Trinity College Dublin im Jahr 2008 gaben 42 % Prozent der Teilnehmer an, daß bei mindestens einem weiteren Familienmitglied ebenfalls eine Form von Synästhesie vorliegt.

Kann man Synästhesie lernen?

Synästhesie im eigentlichen Sinne kann man nicht lernen. Metaphorische Synästhesien kann man willentlich verstärken und davon sicherlich profitieren (siehe Lexikoneintrag Synästhesie, metaphorische).

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Synästhesie habe. Woran erkenne ich das?

Für das Vorhandensein einer genuinen Synästhesie müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Eine synästhetische Wahrnehmung, die durch einen Sinnesreiz ausgelöst wird, muss unwillkürlich, unveränderlich und reproduzierbar (wiederholbar) sein. Ein wichtiges Kennzeichen ist auch der Umstand, dass sich die begleitende synästhetische Wahrnehmung „völlig normal“ anfühlt und „schon immer“ so war. 

Allerdings kann es zu Anfang oft schwierig sein, den „normalen“ Sinnesreiz von der begleitenden synästhetische Wahrnehmung zu trennen, da sie schließlich stets miteinander verbunden auftreten.

Hier hilft es beispielsweise, sich logisch heranzutasten, indem man sich bestimmte Fragen stellt, z.B. : „Wieso sollte ein schwarz gedrucktes „B“ eine blaue Empfindung auslösen?“ oder „Wie kann ein Ton, der auditiv verarbeitet wird, grau und neblig sein?“

Hilfreich kann es auch sein, mit Personen, denen man vertraut (s. u.: „Mein Umfeld reagiert komisch…“) über die eigene Wahrnehmung zu sprechen; hier werden Unterschiede u. U. sehr schnell deutlich. 

Empfehlenswert ist auch der Austausch mit anderen Synästhetikern. Am besten gelingt das in persönlichen Gesprächen, z. B. als Mitglied in der DSG. Man kann aber auch der Facebookgruppe der DSG beitreten. Hier finden sich viele Synästhetiker, die sich bereits jahrelang mit dem Thema auseinandergesetzt haben und eine sehr gute Einschätzung geben können. 

Kann man Synästhesie diagnostizieren lassen?

Da Synästhesie keine Krankheit ist, gibt es zum einen keine Diagnose im herkömmlichen Sinn. Die wenigsten Ärzte haben zudem derzeit überhaupt (ausreichende) Kenntnis über das Phänomen der Synästhesie. 

Zum anderen: Es besteht keine Notwendigkeit. Die meisten Synästhetiker, die sich ihrer vielschichtigen Wahrnehmung bereits bewusst sind, sehen die Synästhesie als etwas völlig Normales, meist Schönes und auch ganz offensichtlich Vorhandenes. Je mehr man sich mit ihr auseinandersetzt und Zusammenhänge erkennt, desto mehr wächst das Vertrauen in das zwar „verrückt klingende“ aber „schon immer Vorhandene“. 

Kinder z. B. scheinen keine Zweifel an ihrer Wahrnehmung zu kennen und es wäre ungünstig, diese als etwas Außergewöhnliches oder gar Unnormales identifizieren zu wollen. 

Im Rahmen von Studien ist es allerdings auch möglich, die Aktivität verknüpfter Gehirnareale in einer MRT-Untersuchung zu zeigen. Die DSG informiert regelmäßig ihre Mitglieder über anstehende Studien.


Synästhesie im Alltag
Mein Umfeld reagiert komisch, wenn ich von meiner Wahrnehmung erzähle.  Wie erkläre ich anderen, was Synästhesie ist?

Zu allererst sollte man sich überlegen, ob, bei welcher Gelegenheit und mit wem man seine Wahrnehmung teilen möchte. Je nach Wesensart und Aufgeschlossenheit kann es zu sehr unterschiedlichen Reaktionen kommen.

Interesse, Unverständnis, Zweifel, Ablehnung, Begeisterung oder Ungläubigkeit: auf diese Möglichkeiten sollte man innerlich vorbereitet sein. So selbstverständlich und normal ein Leben mit Synästhesie für einen selbst auch sein mag, ein Nicht-Synästhetiker, der noch nie davon gehört oder gelesen hat, sieht sich möglicherweise mit etwas konfrontiert, das er erst einmal schwer einordnen kann.

Auch spielt es eine große Rolle, wie man selbst seiner Synästhesie gegenübersteht. Unserer Erfahrung nach gelingt ein Erklärungsversuch am besten, wenn man sich wohl dabei fühlt. 

Generell möchten wir dazu ermutigen und unser Ziel ist es, dazu beizutragen, dass das Wissen über Synästhesie in das Bewusstsein der Allgemeinheit dringt! Es besteht der Eindruck, dass meist eher junge Synästhetiker heute schon sehr selbstverständlich mit dem Thema umgehen. 

Die wichtigsten Fakten zum Thema finden Sie zusammengefasst unter der Rubrik „Was ist Synästhesie“? Sie können auch gerne auf unsere Seite verweisen.

Mein Kind ist Synästhetiker(in). Was sollte ich tun?

Ihr Kind hat bereits einen entscheidenden Vorteil: Es weiß von seiner Synästhesie!

Jeder Synästhetiker empfindet die eigene Wahrnehmung als völlig normal. Nehmen Sie ihr Kind mit seinen Empfindungen und Schilderungen ernst, ohne diese zu bewerten. Lassen Sie es von seiner Wahrnehmung erzählen, aber erzwingen Sie nichts. Ermöglichen Sie Ihrem Kind, der Synästhesie einen Raum im Leben zu geben und sie als etwas Positives zu erleben. Ihrem Kind ist aber nicht geholfen, wenn es einen „Sonderstatus“ erhält.

Synästhesie kann einen Vorteil bei Lernprozessen darstellen oder auch „Nachteile“ ausgleichen. Finden Sie mit Ihrem Kind gemeinsam eine Lösung, wenn die Synästhesie einmal hinderlich sein sollte (z.B. bei Verwechslungen durch ähnliche Farben, Ablenkung, Reizüberflutung).

Die Synästhesie ist und bleibt Teil der eigenen Persönlichkeit, hat aber in den meisten Fällen keine gravierenden Auswirkungen auf das alltägliche Leben.

Mein Kind ist Synästhetiker(in). Welche Auswirkungen hat dies auf das Lernen und die Schule?

Im Allgemeinen führt die Synästhesie nicht zu Problemen beim Lernen. Vor- und Nachteile synästhetischer Wahrnehmungen im Lernprozess gleichen sich meist wieder aus.

Wenn Buchstaben und Zahlen Farben und/oder eine bestimmte räumliche Position aufweisen (manchmal auch starke „Persönlichkeitsmerkmale“ besitzen), kann es vorkommen (z.B. im Mathematikunterricht), dass die synästhetische Wahrnehmung im Widerspruch zum eigentlichen Kontext steht. Dies kann mitunter zu einem Gefühl der „Unstimmigkeit“ führen.

Die synästhetische Wahrnehmung bietet oft ein großes Potential als Merkhilfe. Dies nutzen Synästhetiker meist bereits unbewusst z.B. beim Auswendiglernen von Vokabeln oder anderen Inhalten. Einige Synästheten sehen die einmal erlernten Worte z.B. „wie gedruckt“ vor dem inneren Auge, was einen großen Vorteil bei der Anwendung der richtigen Rechtschreibung darstellt.

In der Regel ist es nicht nötig, Lehrer über eine bestehende Synästhesie in Kenntnis zu setzen. Jedes Kind lernt mit seinen eigenen Strategien. Synästhesiebegabte Kinder tun dies ebenso auf ihre Weise.

Wenn ihr Kind Probleme in der Schule hat, kann das vielfältige Ursachen haben, die aber meist nicht im Zusammenhang mit der Synästhesie stehen. Sollten aber beispielsweise - durch synästhetische Wahrnehmungen bedingte - individuelle Lernstrategien von Lehrern verkannt werden, kann das zu Konflikten führen. Dann kann ein aufklärendes Gespräch mit den jeweiligen Lehrern sinnvoll sein.

Gibt es einen Zusammen­hang zwischen Synästhesie und Konzen­trations­problemen?

Synästhesie wird aufgrund der mehrschichtigen Wahrnehmung meistens als positiv empfunden. Synästhetiker müssen aber dadurch wesentlich mehr Reize verarbeiten als Nicht-­Synästhetiker.

Im Normalfall gelingt es Synästhetikern problemlos sich zu konzentrieren, indem sie sich (unbewusst) auf die gerade wesentliche Wahrnehmungs­ebene fokussieren bzw. die synästhetische Wahrnehmung ausblenden.

Ist die synästhetische Wahrnehmung einmal besonders intensiv, besonders wenn andere Faktoren wie z.B. Müdigkeit, Hunger oder Sauerstoff­mangel hinzukommen, kann ein Aufmerksam­keits­defizit möglich sein.

Kann Synästhesie Reizüberflutung auslösen? Wie gehe ich mit Reizüberflutung um?

Ähnlich wie bei Konzentrationsproblemen kann es bei Synästhetikern durch die Wahrnehmung mehrerer gleichzeitiger Reize über einen bestimmten Zeitraum schneller zu Reizüberflutung kommen als bei Nicht-Synästhetikern. Synästhetiker berichten häufiger von belastenden Situationen.

Wichtig ist es, sich gut zu beobachten, um rechtzeitig, soweit möglich, entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können (z.B. eine überstimulierende Umgebung verlassen, Pausen einlegen). 

Ebenso ist es wahrscheinlicher, dass Synästhetiker in stressigen Lebensphasen empfindlicher auf Reize reagieren. Umso wichtiger ist es in diesen Fällen, auf ausreichende Erholungsphasen, genügend Schlaf, Atmung etc. zu achten. Dies betrifft v.a. diejenigen, die mehrere Formen von Synästhesie haben. Hier kann der Kontakt mit anderen Synästhetiker hilfreich sein, um Erfahrungen und Strategien auszutauschen.  


Kontaktaufnahme zu Synästhetikern
Ich bin Synästhetiker(in) und suche Kontakt zu anderen Synästhetikern.

Mitglieder in unserem Verein haben die Möglichkeit, sich mit anderen Synästhetikern (z.B. aus der Region) zu vernetzen. Die Höhepunkte des Vereinsjahres bilden die gemeinsamen Treffen. Zusätzlich zur jährlich stattfindenden Jahreshauptversammlung bieten wir möglichst viele Mitgliedertreffen auf regionaler Ebene anzubieten.

Für den schriftlichen Austausch steht darüberhinaus auch die → Facebookgruppe der Deutschen Synästhesiegesellschaft e.V. zur Verfügung.

Ich möchte ein Interview mit einem Synästhetiker/ einer Synästhetikerin führen. Können Sie für mich einen Kontakt herstellen?

Zum Schutz der Privat­sphäre unserer Mitglieder geben wir keine Namen oder Adressen weiter.
Bei der Suche nach Kontakten, z.B. für Medienberichte sind wir aber gerne behilflich und leiten Anfragen intern an unsere Mitglieder weiter. Bitte nehmen Sie hierzu Kontakt auf unter info@synaesthesie.org.


Fragen zur Mitgliedschaft
Muss ich Synästhetiker(in) sein, um Mitglied der DSG werden zu können?

Nein, dies ist keine Voraussetzung. Alle, die sich ernsthaft für Synästhesie und die damit verbundenen Themen interessieren, sind gleichermaßen willkommen.