Personen-Lexikon


Anschütz, Georg
Hamburger Psychologie-Professor. In den 1920er und 1930er Jahren zentrale Figur der Synästhesiebewegung im deutschsprachigen Raum. Veranstaltete von 1927-1936 mehrere Kongresse zum Thema Farbe-Ton-Forschungen. Zahlreiche Veröffentlichungen, die erstmalig in großem Umfang farbige Visualisierungen synästhetischer Bilder präsentieren.

Argelander, Annelies
Sie befasste sich intensiv mit dem Farbenhören und veröffentlichte 1927 die Arbeit „Das Farbenhören und der synästhetische Faktor der Wahrnehmung” mit über 460 Literaturangaben.

Baron-Cohen, Simon
Britischer Psychologe am Department of Psychiatry and Experimental Psychology der University of Cambridge, Großbritannien. Auf ihn geht ein Testverfahren zurück, mit dem Synästhesie „beweisbar” wurde, der sogenannte „Test of Genuineness“, 1987. Begründer der Britischen → UK Synaesthesia Association.

Bleuler, Eugen (1857 - 1939)
Schweizer Psychiater und Synästhetiker, der besonders durch seine Erforschung der Schizophrenie bekannt wurde. Er prägte diesen Begriff ebenso wie den Begriff Autismus. Noch während des Studiums verfasste er 1881 zusammen mit seinem Kommilitonen Karl Lehmann das erste deutschsprachige Buch zum Thema. Dort beschreibt und analysiert er die eigenen Synästhesien ebenso wie die von 76 weiteren Personen und versucht, allgemeine Sätze abzuleiten.

Campen, Cretien van
Niederländischer Psychologe, Philosoph und Autor. Sein Interesse gilt u.a. Synästhesie und Kunst

Cytowic, Richard E.
US-amerikanischer Neurologe, Neuropsychologe und Autor. Seine Forschungen zum Thema Synästhesie, die 1980 zu dem Buch „The Man Who Tasted Shapes“ und 1982 zu zwei Veröffentlichungen in der Zeitschrift Brain & Cognition führte, waren der wesentliche Anlass für das Wiederaufleben des Themas Synästhesie um 1980. Das Buch „The Man Who Tasted Shapes“ beschreibt die Erforschung der Geschmacks-Formen-Synästhesie von Michael Watson. Deutsche Übersetzung des Buches ist „Farben hören, Töne schmecken“.

Day, Sean A.
US-amerikanischer Anthropologe, Linguist und Synästhetiker. 1995 promovierte er in englischer Linguistik über „Synaesthetic Metaphors in English“, seit 2001 ist er Visiting Professor an der Miami University in Oxford, USA. Zum Thema Synästhesie hat er zahreiche Vorträge gehalten und Artikel veröffentlicht. Er hat eine umfangreiche Website aufgebaut und gründete 1993 die englischsprachige „Synesthesia Mailing List“ mit ca. 400 Mitgliedern aus aller Welt.

Dittmar, Alexandra
Mitbegründerin der Deutschen Synästhesie-Gesellschaft. www.alexandra-dittmar.de

Dixon, Mike J.
Neurowissenschaftler am Department of Psychology der University of Waterloo, Canada. Leiter der dortigen Synaesthesia Research Group, die sich mit verschiedenen Aspekten von Synästhesie, u.a. mit Fragen zur Genetik, befasst.

Duffy, Patricia
US-amerikanische Autorin und Synästhetikerin. Sie verfasste u.a. das Buch „Blue Cats and Chartreuse Kittens“, deutsche Übersetzung: „Jeder blaue Buchstabe duftet nach Zimt“. Sie betreut die umfassende Website mit zahlreichen mehrsprachigen Linkhinweisen zum Thema Synästhesie. Mitbegründerin der → American Synesthesia Association im Jahre 1995.

Eagleman, David
Neurobiologe am Department of Neuroscience & Psychiatry, Baylor College of Medicine, Houston, USA. Schwerpunkt seiner Forschung sind u.a. Fragen zur Genetik von Synästhesie. Er initiierte die „Synesthesia Battery“, eine Internetseite mit Online-Synästhesie-Testen und -Fragebögen, die als Standards entwickelt wurden und allen Wissenschaftlern und Synästhetikern kostenfrei zur Verfügung stehen.

Emrich, Hinderk M. (1943-2018)
Arzt, Neurowissenschaftler, Philosoph. Ehemals Direktor der Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover, Deutschland. Begründer des dortigen Synästhesie-Forschungsteams. Durch seine Initiative wurde Synästhesie in Deutschland in den 90er Jahren wieder aktuelles Forschungsthema. Mitbegründer der → Deutschen Synästhesie-Gesellschaft.

Feynman, Richard (1918-1988)
US-amerikanischer Physik-Nobelpreisträger und Synästhetiker. Einem bekannten Ausspruch zufolge sah er Gleichungen mit kolorierten Buchstaben: „When I see equations, I see the letters in colors -- I don't know why. As I'm talking, I see vague pictures of Bessel functions from Jahnke and Emde's book, with light-tan j's, slightly violet-bluish n's, and dark brown x's flying around. And I wonder what the hell it must look like to the students.“ aus: R. Feynman, „What do you care what other people think?“ New York 1988.

Flournoy, Théodore (1854-1921)
Schweizer Psychologe und Psychoanalytiker. Er veröffentlichte 1893 eine ausführliche Studie zur synästhetischen Wahrnehmung, in die er Ergebnisse von Personenbefragungen seines Schülers Édouard Claparède einbezog. Einen Schwerpunkt der Untersuchung bildeten visuelle Formen (number forms) von Zahlenreihen und von Zeiteinheiten.

Grimaud, Hélène
Französisch-amerikanische Pianistin und Synästhetikerin. Hélène Grimaud beschreibt an verschiedenen Stellen ihre Klang-Farbe-Synästhesien, z.B. sagt sie in einem Interview über ihre CD „Credo“ in Klassik Akzente 1/ 2004: „Die „Chorfantasie“ ist eine Spirale aus Schwarz, Grün, Rot und Gelb. Die „Sturm“-Sonate ist eindeutig schwarz und blau, der Corigliano überwiegend rot, „Credo“ wechselt zwischen schwarz und grün.“

Grossenbacher, Peter
Psychologe der BA Contemplative Psychology und Direktor von Naropa's Consciousness Laboratory, Naropa University, Colorado, USA. Er befasst sich u.a. mit Synästhesie.

Haverkamp, Michael
Spezialist für multisensuelle Produktgestaltung bei der Ford Werke GmbH. Experte für Akustik und auditive Wahrnehmung und Synästhetiker. Entwickelt Konzepte, die synästhetische Phänomene in den Gesamtzusammenhang multisensueller Wahrnehmung stellen. Weitere Arbeiten gelten dem multi-sensuellen Design und Marketing, audio-visuellen Verknüpfungen und der Geschichte der Synästhesieforschung. Fachbücher: „Synästhetisches Design“ und „Synesthetic Design“ (Birkhäuser). Zahlreiche Vorträge, Veröffentlichungen und Lehrveranstaltungen, daneben Projekte mit improvisierter Musik und Kunst.

Hockney, David
US-amerikanischer Photograph, Maler, Bühnenbildner und Synästhetiker.

Hubbard, Edward M.
Neurowissenschaftler an der Unité de Neuroimagerie Cognitive, Cognitive Neuroimaging Research Unit, INSERM 562, Orsay, France. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist Synästhesie.

Jewanski, Jörg
Musikwissenschaftler, der zur Geschichte der Synästhesieforschung sowie zu Beziehungen zwischen Synästhesie und Musik / Bildender Kunst arbeitet. Hierzu bisher drei Buchveröffentlichungen: „Ist C = Rot?“ (1999), „Farbe - Licht - Musik. Synästhesie und Farblichtmusik“ (2006), „Musik und Bildende Kunst“ (2009), außerdem verschiedene Publikationen in Fachzeitschriften, z.B. 2009 und 2011.

Kirschner, Alexandra
Synästhetikerin, Stimmbildnerin bei den Aurelius Sängerknaben Calw. Mitglied der Deutschen Synästhesie-Gesellschaft.

Kupczyk, Nina
Synästhetikerin, Autorin und Regisseurin. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. der Roman „Der Lehrer, das Wunderkind“ (zuerst erschienen 2000, 3. Aufl. 2011) und der Lyrik- und Prosaband „Aus der verbotenen Stadt“ (2005) und Autorin zahlreicher Theaterstücke, u.a. aufgeführt bei Radio Bremen, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und dem Monsun-Theater Hamburg. Nina Kupczyk inszenierte bislang an der Oper Kiel, dem deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Staatsoper Hamburg und bei Studio Hamburg.

Laeng, Bruno
Professor für Psychologie am Institut für Psychologie der Universität Tromsø, Tromsø, Norwegen. Eines seiner Forschungsgebiete ist Synästhesie.

Ligeti, Györgi (1923-2006)
Ungarischer Komponist und Synästhetiker. Ligeti sagt von sich selbst: „Ich bin sehr stark synästhetisch veranlagt und verbinde Bilder, Farben und Formen mit Bewegungen und Musik. Ich habe auch ein ganzes System mit Verbindungen zwischen Buchstaben und Farben und Zahlen und Farben.“ Aus: „Träumen Sie in Farbe?“ György Ligeti im Gespräch mit Eckhard Roelcke. Wien 2003.

Liszt, Franz (1811-1886)
Komponist, Pianist und Synästhetiker. Als Nachweis, dass Liszt Synästhetiker war, werden seine Sätze bei einer Orchesterprobe in Weimar genannt, als er die Musiker bat, „ein bißchen blauer“ zu spielen, weil es die Tonart erforderte. Und: „Das ist ein tiefes Violett, ich bitte, sich danach zu richten! Nicht so rosa!“ Das Zitat stammt aus der Neuen Berliner Musikzeitung, Jg. 49, 29.8.1895.

Mahling, Friedrich
Aufbauend auf seiner Dissertation verfasste er die grundlegende historisch-kritische Abhandlung „Das Problem der „Audition colorée“ “, und trug darin 651 Schriften zum Thema zusammen. Die Arbeit ist im Archiv für die Gesamte Psychologie 57, 1926, S. 165-301, veröffentlicht.

Majid, Asifa und Senft, Gunter
Koordinatoren des Projekts Categories across language and cognition - Synaesthesia across cultures am Max Planck Institute for Psycholinguistics in Nijmegen/Niederlande. Weitere Projektteilnehmer: Mark Dingemanse, Tessa van Leeuwen.

Maurer, Daphne
Psychologin am Department of Psychology, McMaster University, Hamilton, Canada. Im Zusammenhang mit Synästhesie befasst sie sich vor allem mit frühkindlichem synästhetischen Erleben.

Messiaen, Olivier (1908-1992)
Französischer Komponist und Synästhetiker. Messiaen bezeichnete sich selbst als Synästhetiker. Seine synästhetischen Empfindungen beeinflussten seine Kompositionen, siehe z.B. J. Bernard, „Messiaen's Synaesthesia: The Correspondence between Color and Sound Structure in his Music“, Music Perception 4, 1986, S.41-68.

Nabokov, Vladimir (1899-1977)
Schriftsteller und Synästhetiker. In seiner Autobiographie „Erinnerung, sprich“ beschreibt er in Kapitel 2 seine Synästhesien, das Farbenhören. So war z.B. das „F“ für ihn erlenblattgrün, das „T“ pistazienfarben, das „M“ eine rosa Flanellfarbe und das „V“ rosenquarzfarben. Seine Mutter, seine Frau Vera und sein Sohn Dimitri sind ebenfalls Synästhetiker.

Nikolić, Danko
Hirnforscher aus Kroatien, tätig im Max-Planck Institut für Hirnforschung und im Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Aktueller Schwerpunkt: Ideasthesie. Nikolić möchte Synästhesie aus der Perspektive der Mechanismen auf dem Niveau von Wahrnehmungen als auch mit denen, die auf dem konzeptionellen Niveau operieren, untersuchen. Weitere Informationen: www.danko-nikolic.com

Ramachandran, Vilayanur S.
Neurowissenschaftler, Direktor des Brain and Perception Laboratory, Center for Brain and Cognition, University of California, San Diego, USA. Er beschäftigte sich u.a. mit Synästhesie.

Rich, Anina N.
Neurowissenschaftlerin am Macquarie Centre for Cognitive Science der Macquarie University in Sydney, Australien. Leiterin der dortigen Synaesthesia Research Group.

Sagiv, Noam
Kognitionswissenschaftler am Centre for Cognition and Neuroimaging der Brunel University, Uxbridge, Großbritannien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört Synästhesie.

Sibelius, Jean (1865-1957)
Finnischer Komponist und Synästhetiker. Jean Sibelius war Klang-Farbe-Synästhetiker. Paul Ekmans Biographie „Jean Sibelius“ von 1938 zufolge war für Sibelius z.B. A-Dur blau, C-Dur rot, F-Dur grün und D-Dur gelb. Aus Furcht, verspottet zu werden, sprach Sibelius kaum über seine Synästhesien.

Simner, Julia
Linguistin an der School of Philosophy, Psychology and Language Sciences der University of Edinburgh, Edinburgh, Großbritannien. Sie erforscht das Thema Synästhesie im Hinblick auf kognitive, linguistische und entwicklungsbezogene Grundlagen und ganz generell hinsichtlich Gedächtnis und Sprache.

Steen, Carol
US-amerikanische Synästhetikerin und Künstlerin. Mitbegründerin der → American Synesthesia Association im Jahre 1995.

Söffing, Christine
Leiterin des Musischen Zentrums der Universität Ulm, Künstlerin, Museumspädagogin, Erwachsenenbildnerin, Synästhetikerin. Arbeitet seit 1992 mit Kindern und Erwachsenen künstlerisch zum Thema Synästhesie. Organisatorin der Internationalen Konferenz „Synaesthesia with children. Creativity and Learning“ Universität Ulm, 2012. Mitglied und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Synästhesie-Gesellschaft.

Tammet, Daniel
Britischer Savant und Synästhetiker. Wurde bekannt durch aussergewöhliche Rechen- und Gedächtnisleistungen, wie das Auswendiglernen von 22.514 Nachkommastellen der Kreiszahl Pi innerhalb von fünf Stunden oder das Erlernen der isländischen Sprache in einer Woche, wobei ihm seine synästhetische Wahrnehmung als Orientierung dient.
Autor mehrerer Bücher, wie z.B. „Elf ist freundlich und Fünf ist laut“ oder „Poesie der Primzahlen“.

Torke, Michael
US-amerikanischer Komponist und Synästhetiker. In P. Duffys Buch „Jeder blaue Buchstabe duftet nach Zimt“ erzählt er über seine Synästhesien. Musik ist für ihn farbig, z.B. C-Dur purpurfarben, D-Dur blau, E-Dur grün, und er hat auch einige Stücke nach seinen Farbsynästhesien komponiert. Außerdem hat er instrumentenspezifische Synästhesien, z.B. hat eine Flöte einen flaumigen Klang und eine Klarinette einen seidigen Klang, wie das Fell eines Panthers. Weiter hat er auch „number forms“ und nimmt Vokale farbig wahr.

Voß, Wilhelm (1882-1952)
Blindenlehrer und Wissenschaftler. Entwickelte zahlreiche Methoden der Blindenpädagogik, u.a. ein Verfahren, mit dem blinde Kinder ihre innere Welt zeichnerisch darstellen können. Veröffentlichte 1930 eine detaillierte Untersuchung zur Synästhesie bei Erblindeten.

Wannerton, James
Britischer Synästhetiker mit der selten vorkommenden Wörter-Geschmacks-Synästhesie und President der UK Synaesthesia Association.

Ward, Jamie
Psychologe und Synästhesieforscher an der University of Sussex, Großbritannien.

Weiss-Blankenhorn, Peter
Neurologe am Institut für Medizin des Forschungszentrums Jülich, Deutschland. Eines seiner Forschungsgebiete ist Synästhesie.

Wellek, Albert (1904-1972)
Gestaltpsychologe und Musikwissenschaftler, Mitarbeiter Felix Krügers. Gilt als Begründer der modernen Musikpsychologie. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Musikwahrnehmung und Synästhesie. Untersuchte insbesondere allgemeine Aspekte der Synästhesie sowie den Zusammenhang von Absoluthören und Farbenhören.

Zedler, Markus
Arzt der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover, Deutschland. Leiter der Arbeitsgruppe Synästhesie. Mitbegründer der Deutschen Synästhesie-Gesellschaft.